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Verzweiflungsschrei einer Hausfrau

 
 

Da die Mehrheit der Bevölkerung aus Unkenntnis oder vielleicht auch aus taktischen Gründen vorsichtshalber eine auffällig unbeteiligte Miene aufsetzt, kommt die Sprache auf diesen all-täglichen Begleiter der Menschen der zivilisierten Welt, erkläre ich ´mal kurz, worum es geht:

Wieder einmal stellen wir uns ganz dumm. Wir stellen uns, sind es aber nicht. Und weil wir das so gar nicht sind, begreifen wir die nachfolgenden Ausführungen garantiert, ohne dass unser Kopf deswegen zu qualmen beginnt.

Wir alle kennen Rohre.
Manchmal essen wir sie sogar, nämlich dann, wenn sie "Nudeln" heißen. Im Gegensatz zu denen, den Rohren, meine ich, hat der Mülleimer einen Boden. Der ist unverzichtbar, damit man den ganzen Deck nicht direkt wieder vom Küchenboden pflücken darf.
Das obere Ende ist entweder ständig offen, manchmal offen oder im besten Falle meistens geschlossen.

Mülleimer ist nämlich nicht gleich Mülleimer:

Der König unter den Mülleimern ist der Papierkorb - obwohl gänzlich ohne Krone, ääh, Deckel.

Wie der Name schon sagt, beherbergt er im günstigsten Falle nur Papier und Pappe. Sollte er zumindest, doch besonders in Jugendzimmern tummeln sich da noch ganz andere Dinge, als da wären: Kaputte CDs, Bleistiftschnipsel, Bonbons mit und ohne Papier, Schokolade ebenfalls mit und ohne Hülle und ausgesprochen gerne Apfelkitschen, die doch wirklich nichts dafür können.
Der Weg zur Küche war zu weit und jugendlichen Beinen einfach nicht zumutbar.

Der bürgerliche Mülleimer hat es schon nicht mehr ganz so einfach.
Mitleidig hat man ihm einen Deckel gegönnt, entweder zum Auflegen oder auch einen festen. So kann er sein Geheimnis wenigstens eine Zeitlang wahren, muss es nur zu Fütterungszeiten lüften. Dann allerdings staunen wir Bauklötze, was sich da alles versammelt hat: Leere Milchpackungen, zwischen denen sich Jogourtbecher verzweifelt nach einem Plätzchen umrollen. Jede Menge Käsefolien und ausgeräuberte Wurstpackungen runden das Bild ab. Ab und an steckt noch der Schraubverschluss eines Marmeladenglases dazwischen. oder auch noch etwas ganz anderes.

Der erbarmungswürdigste Artgenosse unter den Mülleimern ist der Bio - Eimer.
Der arme Kerl muss all das schlucken, was als Rest unserer Essorgien zurückbleibt und zusätzlich noch Lebensmittel, die ihr Verfallsdatum sogar selbst schon längst wieder vergessen haben.
All dies ist Grund genug dafür, ihn mit dem mehr als unangenehm riechenden Inhalt möglichst in einem Unterschrank der Küchenzeile oder hinter der Küchentüre zu verstecken.
(Und ihn nach Möglichkeit so oft wie möglich zu entleeren!).


So, jetzt wissen Sie schon eine ganze Menge.
Haben Sie denn Ahnung vom Umgang mit diesen Gesellen? Nein? Na, dann lesen Sie weiter.


Es reicht ja nicht, dass da ein Mülleimer steht. Nein, Der soll ja nach außen sauber strahlen, um darüber hinwegzutäuschen, wie es drinnen aussieht.
Also putzt sich die Hausfrau halbtot an dem Gesellen, belässt es aber nicht allein dabei, sondern verschönt ihn noch mit der Supermarktstüte des letzten Einkaufes. Richtig chic sieht er jetzt aus. Sie sonnt sich froh in seinem Plastikglanz.

Doch sie lebt ja nicht alleine.
Zur Familie zählen ja noch zwei Kinder und ein Mann. Risikofaktoren auf zwei Beinen hoch drei, geht es um das Wohl des armen Eimers.

Manchmal fragt sie sich, wozu das alles? Weshalb bloß habe ich unter Stöhnen diese Tüte in den Eimer gesteckt? Das ewige Bücken bei derlei Tätigkeiten strengt schließlich an.

Da, die eine Hälfte Nachwuchs erscheint.
Ganz so jung ist sie nicht mehr, eher bereits jungerwachsen. Doch davon wiederum ist in dem Moment nicht viel zu merken. Das Eis hat bis auf einen kleinen Rest gut geschmeckt. Der war zuviel, den will Tochter mit so wenig Energieaufwand als möglich entsorgen. Unnötige Kraftanstrengung bedeutete es, mit der einen Hand die Tüte aufzuhalten, um dann das Nur-beinahe-leere- Eishörnchen ins Plastikgrab zu befördern. Also macht "Jungerwachsen" es sich einfach und schmeist ungerührt die klebrige Geschichte zwischen Eimerwand und Tütenseite. Genau daneben! Das Klebrige ist sehr klebrig und pappt scheuersicher fest.

"Kannst ´e nicht mal den Abfall in(!) die Tüte schmeißen anstatt daneben?!", meckert Mama los.
"Nee, kann ich nicht!", meint der Nachwuchs.
Offensichtlich will er sich schonen, denn am nächsten Tag braucht er seine ganze Energie fürs große Sting- Konzert.
"Also wirklich!". protestiert Mama, allerdings vergeblich.

Der Nachwuchs hat sich schleunigst verdünnisiert, trabt munter in den Hobbyraum, um sich per Internet nochmal intensivst mit den Texten seines Idols auseinanderzusetzen.
Kein einziger Gedanke mehr an den Eimer und noch nicht einmal mehr an die voran gegangenen Bemühungen seiner Mama.

Mama versucht sich zu trösten:
"Immerhin hat sie`s in den richtigen Eimer geworfen!"
Angesäuert wienert sie aufs Neue.
Der Eimer blinkt erneut mit der Sonne draußen um die Wette.


Ein Paar Minuten später schlurft Risikofaktor Zwei in die Küche. Auf dem Arm balanciert diese gleichfalls jungerwachsene Dame einen Teller mit Essensresten. Gegen besseren Wissens, wo(!) nämlich jene abgenagten Hähnchenknochen, Bratwürstchenzipfel usw. zu entsorgen sind, wählt sie den kürzeren Weg zum Eimer mit den leeren Milchpaketen und den Joghourtbechern, schnappt sich den Pfannenheber und kratzt hoch über dem Eimer alles vom Teller ab. Das "Usw." ist diesmal übrigens Pizza.

"Ballsport" hat dir noch nie gelegen!", bemerkt Mama ironisch. Sie ist kurz vorm Platzen, denn sie hat den Rest der Familie genauestens unterrichtet, was wo `rein gehört. Danach sollte Kind Nr. Zwei geschnallt haben, dass Pizza keine Folie ist.

Kind Nr. Zwei schrappt ungerührt weiter. Ballsport hat ihr wirklich nie gelegen, es geht alles daneben, weder in die Tüte noch wenigstens in den Eimer. Die Pizza nimmt ein kühles Fliesenbad auf dem Küchenboden.

"Also, die Schweinerei wischt du weg!", braust Mama auf und stemmt die Hände in die Hüften.
"Reg`dich ab! Was kann denn ich dazu, wenn die Tüte nicht richtig drin ist? Du hast wohl noch nie geplempert!", trotzt diese Tochter.
Blasiert-beleidigter Miene greift sie sich den Lappen, nicht ohne die Schublade mit viel zu viel Schwung zuzuknallen und wischt tatsächlich. Hinterher pfeffert sie das besagte, nun völlig schmutzige Tuch ungerührt ob dessen neuen Outfits wütend ins Spülbecken und düst, ohne Mama eines weiteren Blickes zu würdigen, aus der Küche.
Im Fernsehen läuft schließlich Fußball.
Den Lappen säubert Mama.

Mama setzt ihre ganze Hoffnung auf den Papa. Er wenigstens würde doch... Schon hört sie den Hoffnungsträger sich mit eiligen Schritten der Küche nähern.
"Der hat entweder Kaffeedurst oder gehörigen Kohldampf!", konstatiert sie. Es ist Durst. Papa offnet einen der Hängeschränke, hält die Kaffetüte in der Hand. Er will sich vergewissern, ob genug Pulver da ist, hält ganz in Gedanken an den Kaffeegenuss die Packung schräger und schräger. Zu schräg, wie sich dann heraus stellt. Das Pulver genießt rieselnd seine Freiheit, setzt sich in alle erreichbaren Ritzen, landet zum kleineren Teil im Spülbecken, zum weitaus größeren allerdings als brauner Teppich auf dem Küchenboden.

"Ach, du Schei...!", entfleucht es Papa.
"...ße!", ergänzt Mama und schämt sich dessen noch nicht einmal.
"Mensch, ich hatte gerade alles sauber!", entrüstet sie sich und betrachtet verzweifelt die kleinen Kaffeeberge da vor ihr auf den Fliesen.
"Ich mach`s ja weg!", brummt Papa.
Tatsächlich kramt er sich Handfeger und Kehrblech hervor und vergisst gleich seiner Tochter mitnichten das Zuknallen der Schranktür. Mama schreckt darob ein zweites Mal an diesem tollen Tag zusammen.
"Naja, er bemüht sich ja, alles wieder in Ordnung zu bringen!", beruhigt sie sich.

Mama hat sich eindeutig zu früh gefreut. Denn was jetzt folgt, ist einsame Spitze. Die zwei Mülleimer sind zum Bersten voll.
"Kaffeepulver passt immer noch ´rein!", versichert sich Papa insgeheim. Auf die Idee, die Dinger erst einmal in die Container zwei Meter vor der Haustür auszuleeren, kommt er nicht.
Er ist ja ein typischer Mann.

Stattdessen sieht Mama entsetzt mit an, wie er immer abwechselnd beiden Mülleimern eine ordentliche Schüppe voll Kaffeepulver gönnt, bis sie beide überquellen. Dabei hält er das Kehrblech nicht etwa ganz knapp über die Tüte, sondern spielt bereits zum zweiten Male Frau Holle. Es regnet Pulver. Pulver in der Tüte, Pulver zwischen Tüten- und Eimerwand, natürlich auch rings um den Eimer auf den Boden und überall hinter der Küchentüre.
Papa schippt und schippt, missachtet dabei sämtliche Abfallsortierungsgesetze. Nach getaner Putzarbeit ist nicht mehr zu sagen, welcher Eimer welcher ist, nur noch, dass sie dringendst entleert werden müssten.

Da schellt das Telefon. Papa schnellt in die Senkrechte und rast äußerst dienstbeflissen hin. Komisch, das macht er doch sonst nie.

 

 

 

 


Er ist also nicht verfügbar.
Mama weiß, was auf sie zukommt.
Sie sieht erst dunkelbraun, dann deutlich schwarz.

 

 

 

 

 

 



Mama trägt die Mülltüten zum Container.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schreck, lass nach...! (Humoristische Kurzgeschichte)

 

Lang, lang ist es her, fast schon zwanzig Jahre.

Eigentlich glaubten der Papa meiner Kinder und ich ja nicht an Geister, eigentlich nicht. Nachts war es immer ruhig in unserem Haus, selbst um Mitternacht. Das sprach eindeutig gegen untote bzw. nur halbtote Mitbewohner.

 

Gespenster legen nämlich Wert auf einen geregelten Nachtablauf. Von Zwölf bis Eins wird sich daneben benommen, ab dann hält man die Klappe, die klirrenden Ketten klirren nicht mehr und man verzieht sich flugs ins Geisterverlies. Puuh, war das wieder ein aufreibendes Pensum!

 

Leider täuschten wir uns. Wir täuschten uns so gründlich, was gruselige Umtriebe anging, wie wir es niemals vorher vermutet hätten.

 

In der besagten Nacht wurde ich wach. Irgendetwas stimmte nicht. Ich war so unruhig, obwohl ich doch gar keinen Albtraum geträumt hatte. Irritiert stierte ich in die Dunkelheit, dann auf den Herrn Papa, der da friedlich in seinem Bette freudvoll vor sich hin schnarchte.

 

Sauer drehte ich mich auf die andere Seite. Es war wohl doch alles normal. Schon halb wieder eingedusselt, schreckte ich abermals hoch. Da...da war doch etwas! Also doch kein Hirngespinst.

 

Ich spitzte die Ohren. Ja, da schlurfte jemand ganz leise an unserem Schlafzimmer vorbei. Ruckartig sauste ich in die Höhe, saß kerzengerade im Bett, plötzlich hellwach. Panik ergriff mich:

 

"Duhuuh!", versuchte ich meinen Mann wachzukriegen.

Das erwies sich als gar nicht so einfach. Wenn der schlief, dann weckte den so schnell nichts. Deshalb rüttelte ich wie verrückt an seinem Arm.

 

"Rrrr...!"

Immerhin eine Reaktion.

Ich gab nicht auf.

"Rrrr...Was..ist..denn...?"

Knurrige Miene, dann langsames Erkennen seines Eheweibes.

"Da..ist jemand im Haus!", bibberte ich.

"Quatsch, du hast geträumt!"

Der hatte gut lachen. Aber ich wusste es besser und blieb dabei.

"Hör`doch `mal richtig hin!", drängte ich.

 

Seufzend rappelte er sich hoch, hockte dann gleich mir kerzengerade im Bett und lauschte tatsächlich.

"Hm!", meinte er und nochmals:"Hmm!"

Klang schon aufmerksamer.

 

Draussen ging leise die Küchentür. Die Küche ist in unserem Haus direkt diagonal zum Schlafzimmer zu finden.

Diesmal vernahmen wir ein deutliches Stühlescharren. Jetzt wurde es sogar meinem Manne zu bunt.

"Da ist tatsächlich jemand!", bemerkte er ach so zutreffend.

Ich nickte. Gott sei Dank, er hatte er es endlich geschnallt.

 

"Was machen wir jetzt bloß?", zitterte ich vor mich hin.

In Gedanken zogen sämtliche Krimis aus dem Fernsehen an mir vorüber. Ich sah mich schon gefesselt und geknebelt oder noch schlimmer, gevierteilt aurf dem Boden liegen.

"Besser, wir verhalten uns ganz ruhig!", gab meine andere Hälfte zu bedenken.

 

Den Vorschlag fand ich da ausgesprochen klasse. Von innerer Ruhe konnte bei mir keine Rede mehr sein. Ein Angstschweissausbruch jagte den nächsten. Bestimmt hatte mein letztes Stündlein geschlagen. Eigentlich hätte ich mir ja einen anderen Tod gewünscht.

 

Jetzt klackte es deutlich in der Küche. Klick, klack, ping, peng. Zweimal klapperte es unverschämt laut. Dann war plötzlich Stille.

Eine grauenhafte Stille, fand ich.

 

Wieso sollte ein Einbrecher ausgerechnet die Küche unsicher machen?

"Vielleicht hat der Hunger...?", fragte ich mich.

Schon wieder Klick.

 

"Also, ich halte das nicht mehr aus. Ich guck`nach!"

Bevor mein Mann etwas dagegen einwenden konnte, war ich mit einem hastigen Satz aus dem Bett und schlich auf Zehenspitzen in die Diele. Jetzt war es sowieso zu spät, um sich wieder zu verkrümeln. Nun hätte ich Mut zu beweisen.

 

Die Küchentüre war nur halb angelehnt. Ich riskierte einen furchtsamen Blick in die Küche. Das Erste, was mir auffiel, war der vollgepackte Küchentisch, auf dem alles stand, was eigentlich in den Kühlschrank gehörte. Dessen Türe stand sperrangelweit offen. Drinnen gähnende Leere.

Und davor??

Davor stand auf einem Küchenstuhl ein kleines Gespenst mit mir sehr bekannten grünen Augen und braunen Löckchen in seinem Teddybärenschlafsack. Es war ungefähr drei Jahre alt, hiess Martina, war das ältere meiner Zwillinge und ganz offensichtlich genauso erschrocken wie seine Mama.

Doch da ich im nächsten Moment vor Erleichterung laut lachte, verzog sich das vermeintliche Geistergesicht zum lausbübischen Grinsen und das Mini-Wesen sprach mit einer sehr menschlichen Stimme:

"Mama, hab` den Tisch gedeckt. Frühstücken!"

Ich tat einen raschen Blick auf die Küchenuhr. Es war eine Funkuhr. Ich erstarrte zum zweiten Male. Da war es deutlich zu lesen:

"5.00 Uhr!"

"Ach, du heiliger Bimbam...!", seufzte ich.

Schnell griff ich mir meine so reizend hilfsbereite Tochter und verfrachtete sie in der Jugendetage wieder in ihr Bett.

Mit leicht wackelnden Beinen marschierte ich zurück ins Schlafzimmer. Dachte ich darüber nach, was der Kleinen alles hätte zustoßen können... "Mit dem Schlafsack auf der Treppe ausrutschen, sich Finger, Arme und Beine brechen..."

Genau da stoppte ich lieber meine Überlegungen.

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