Kurzgeschichten und Berichte vieler Art - Essays & Kolummnen
   
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Nur eine Wolke, aber...! (Essay)

Ich sitze an meinem Computer und schreibe, wie so oft und meistens. Über einem Satz grübelnd, bewege ich mich gebannt in meiner Gedankenwelt, habe die Umgebung vergessen.

Flüchtig schaue ich aus dem Dachfenster meines Zimmers. Da zieht mich etwas wieder in die Wirklichkeit zurück, stoppt meine Überlegungen und erlaubt es mir, Tagträumen nachzuhängen.

Es ist ein riesiges, sich kaum merklich bewegendes Etwas, das dort über dem Dach des Nachbarhauses am strahlend blauen Himmel zu sehen ist. Die Sonne taucht es in fast unnatürlich grelles Weiß, dessen Helligkeit mein Herz freudvoll klopfen lässt.

Dieses Bild fesselt meinen bewundernden Blick, der sich wiederholt erst auf das Postkartenblau des Himmels heftet, um dann das Licht jenes Wunders dort oben einzufangen, das meine Seele tief durchatmen lässt und sie verzaubert.

Seine klar gezeichneten Ränder verstärken den Zauber, geben mir die Vorstellung von einer Fotomontage ein. Dieses riesige und doch flockig zarte Gebilde erscheint mir wie auf das himmlische Postkartenblau aufgeklebt.

Fasziniert schaue ich auf dieses Ding. Meine Fantasie schenkt mir ein sich stets wandelndes Bühnenbild, nicht von Menschenhand gestaltet. Ich sitze in der Königsloge des Naturtheaters, dessen Schauspiele ihre eigenen Regisseure sind.

Die Hauptfigur des Musikals, meines Musikals, präsentiert sich heiter, verwandelt sich und lässt mein Auge nicht los. In meinem Tagtraum sehe ich in ihr meine eigenen Vorstellungen, durch die ständige Veränderung ihres Kostümes hervor gelockt.

Ich sehe Gestalten. Sie tragen Gesichter, spiegeln die verschiedendsten Mienen der Menschen wieder. Da ich heiter gestimmt bin, zeigen sich nur selten ernste oder gar grimmige Mienen. Meistens ist es ein fröhliches Lachen.

Dann wieder erkenne ich Tiere. Große, kleine, liegende, springende oder auch nur majestätisch sitzende Tiere. Diese Geschöpfe meiner Fantasie vermitteln mir ungebremste Lebensfreude.

Über all dem vergesse ich, was dieses Gebilde dort oben an dem wunderbar gefärbten Sommerhimmel eigentlich ist...

Es ist nur eine Wolke, eine Zusammenballung von Wasserdampf, der bald, ist dieses zauberhafte Weiß nicht mehr weiß, sondern schweres Schwarz, als leichter oder auch starker Regen zur Erde zurückkehren wird.

Die Heiterkeit wird dem Grau eines Regentages, unserer dann trübsinnigeren Stimmung weichen. Jedoch geschieht dies zum Wohle der Natur und damit zum Wohle des Menschen:
Es gehört zum ewigen Kreislauf des Lebens!

Irrtum(Rechtschreibreform) (Satire)


Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. So sagt man jedenfalls. Doch alles, was zur Gewohnheit wird, wird eines Tages langweilig. Man sucht nach Gründen, das Gewohnte verändern zu dürfen. Die braucht man allerdings, um gegen die zu erwartenden Prosteste der lieben Mitmenschen gewappnet zu sein. Die sich aus ihrem alltäglich gewohnten Trott gerissen fühlen. Sich verunsichert sehen und aufgefordert, mit zu denken. Denken aber bedeutet Anstrengung. Und die hat man nicht so gerne. Es ist ja so bequem, sich dem Althergebrachten zu überlassen. Die Gehirnzellen fühlen sich rundherum wohl. Zusatzarbeit bleibt ihnen erspart.
Doch nun entdeckten unsere Politiker ein ungeheuer wichtiges Betätigungsfeld. Offenbar ähnlich wichtig wie all die kaum zu lösenden, vielleicht doch noch krasseren Probleme unseres Staates. Putschten dessen Bedeutung hoch: Gut bzw. natürlich gar nicht gut! Man hatte zwar Arbeitslosigkeit, Armut und soziale Ungerechtigkeiten en masse, aber das war nicht ausreichend. Denn das gehörte ja schon zur Routine. Oder sollte die liebe Rechtschreibreform ein wenig ablenken, die Leute so sehr in Anspruch nehmen, dass sie nicht mehr in der Lage wären, so ganz nebenbei auch noch ´mal über die wirklich Ausschlag gebenden Dinge nachzudenken? Um dann irgendwann erschrocken festzustellen, wie die Politiker derweil im Hintergrund diese Unaufmerksamkeit der Bevölkerung zu ihren Gunsten ausgenutzt hatten. Und heimlich, still und leise auf allen anderen Gebieten fix ihre Entscheidungen getroffen hatten, bei deren Durchsetzung das Interesse der Allgemeinheit nur ein Störfaktor gewesen wäre?
Es war ja gar nicht so einfach gewesen, etwas zu finden, was die Massen dermaßen in seinen Bann schlug. Doch, da Politiker ja doch, auch, wenn sie sich manchmal bewusst dumm stellen, recht schlaue Leute sind, hatten sie dann eine wahrhaft glorreiche Idee: Dass sie da aber auch nicht schon früher drauf gekommen waren!!
Die Rechtschreibung, ja, die ging wirklich alle an. Damit ließ sich so Einiges anstellen. Da wären alle gut beschäftigt. Und man konnte behaupten, man hätte des Volkes Geist gefordert und dadurch gefördert. Nein, die deutsche Rechtschreibung war doch viel zu umständlich. Es war darin doch viel zu viel zu bedenken. Also ging es an die Vereinfachung. Es sollte alles so geschrieben werden wie gesprochen. Aus der „Phantasie“ wurde „Fantasie“, und aus dem „Delphin“ wurde „Delfin“. Und aus „daß“ mit „sz“ wurde „dass“ mit „runden ss“. Dazu ließen sie sich, da ja alles ganz einfach werden sollte, noch ein paar niedliche Lockerungen der Zeichensetzungsregeln einfallen.
Was diese ihre Idee an Folgen nach sich zog, kümmerte sie nicht allzu sehr. Doch die Auswirkungen ihres Treibens waren nicht von Pappe. Der des Schreibens mächtige, ja doch nicht unerhebliche Teil der Bevölkerung kämpfte in Folge mit zwei gravierenden Problemen:
1.    Die Entrostung eingeschlafener Gehirnzellen
2. ...und dann doch tatsächlich deren intensivste Inanspruchnahme!
Monate lang brütete das Volk über dem ungewohnten Schriftbild, vermischte der Einfachheit halber die alte mit der neuen Schreibweise. Kriegte ein schlechtes Gewissen gegenüber der Obrigkeit und brütete erneut. Mit dem Ergebnis, dass letztendlich auf dem Papier der reinste Buchstabensalat verzeichnet stand. Mit dem wiederum ebenfalls ein nicht unerheblicher Anteil der Bevölkerung diverse Schwierigkeiten hatte.
Fazit: Deutschland hatte sein zusätzliches, langersehntes Problem. Die Zeitungen und Zeitschriften ein neues Lieblingsthema. Das ihnen zu ungeahnten Umsatzsteigerungen verhalf. Überall, zu jeder Zeit beschäftigten sich menschliche graue Zellen mit „daß“ und mit „dass“, ließen heiße Diskussionen entbrennen. Damit hatten die Politiker nicht gerechnet, damit nicht. Ihre eigenen Taktik könnte ihnen zum Verhängnis werden. Was wäre, wenn das Volk mit seinen auf Hochtouren gebrachten Gehirnzellen anfinge, sich bei diesem Lieblingsthema tatsächlich zu langweilen? Oder den so gut trainierten Geist auch in Bezug auf ganz andere Dinge einsetzten? Wohlmöglich sogar für die eigenen Interessen, die sich eventuell dann sogar gegen die Ziele der Obrigkeit richteten. Es nahm gefährliche Ausmaße an: Eltern stiegen auf die Barrikaden, denn Schüler fühlten sich ihres 6-Stunden-Schlafes in der Schule beraubt(sie übten stattdessen die Hälfte der Unterrichtszeit “dass mit ss“!) und kehrten darob total fertig mit den Nerven nach Hause zurück. Wo sie dann ihren Erzeugern die ihrigen raubten. Das wiederum führte dazu, da0 mindestens die Hälfte aller Erziehungsberechtigten vorzeitig ergraute. Das hielt die Lehrerschaft für eine durchaus akzeptable, da absolut nicht mehr vermeidbare Möglichkeit und kriegte ebenfalls diese Zeichen des Alterns. Damit demonstrierten sie eine gewisse, durchschnittlich gesehen nicht eben übliche Solidarität mit Millionen verzweifelter Mütter und Väter. Deutschland hatte sich selbst in eine schier ausweglose Buchstabenkatastrophe hinein katapultiert ohne den leisesten Schimmer einer Ahnung, wie es sich aus dieser Mixerreform befreien könnte. Zur Rettung der restlichen Grammatikkenntnisse der Schülerschaft und der noch nicht ergrauten Haare von Eltern und Lehrern. Was tun?
Da sowieso keiner mehr Bescheid wusste, welcher Rechtschreibung er eigentlich anhing oder auch nicht, und deshalb verstohlen meist äußerst interessante Eigenkreationen ins Leben rief, entschieden eben diese Urheber der Rechtschreibreform, unsere heißgeliebten Politiker, das ganze Affentheater müsse unbedingt ein Ende finden. Denn die von ihnen propagierte, ach so tolle Vereinfachung der Schrift erwies sich als die einfachste Möglichkeit, Deutschland in ein Land von rechtschreiberischen Irren zu verwandeln.
Und als Vertreter eines total durchgedrehten Volkes wollten sie nicht so gerne da stehen. Das hätte ihr Prestigedenken erheblich gestört. Daraufhin entschieden sie sich dann in Folge in Folge für den Erwerb der eindeutigen Zeichen des Alterns. Zeigten sich zumindest dann in der Auffassung mit Eltern, Lehrern und Schülern solidarisch, dass die von ihnen mit Begeisterung eingeführte Veränderung der Schreibweisen schleunigst wieder geändert werden müsse. Damit alle klar kämen und sie mit Recht wieder von sich behaupten könnten, einem doch ach so klugen Deutschland vor zu stehen. Womit dann endlich ihre verunsicherte Seele Ruhe fände. Und Deutschland einen sicheren Leitfaden, der rasch zur Rekonvaleszenz der gebeutelten Nerven von Lehrern, Eltern und natürlich auch Schülern beitrüge.
Also beratschlagten sie:
Entweder man führe alles wieder auf die alte Schreibweise zurück...
Oder man ließe die umstrittenen Worte einfach ganz weg...
Mit der Begründung: Im Englischen z.B. käme man auch ganz gut ohne die klar. Und das kluge Deutschland schaffe das dann erst recht!!
Und falls nicht wieder irgendwelche überkandidelten Politiker auf eine ähnliche verrückte Idee verfallen, wird sich Deutschland in seinem Rufe als Land der Intelligenzbestien sonnen können.
Was die „Intelligenzbestien“ angeht: Da beweise erst einmal jemand das Gegenteil!


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